Beim Lesen einer Ermittlungsakte, die ich heute bekommen habe, war ich mir nicht sicher, über wen ich mich mehr wundern sollte. Über meinen Mandanten oder über seine vorherige Verteidigerin.
Vorweg ich verteidige den Mandanten nun in mehreren Betrugsverfahren, die ich allesamt von der Kollegin übernommen habe. In allen Verfahren geht es um Handys.
In diesem speziellen Verfahren wurde der Bruder des Mandanten in einem Elektromarkt vom Ladendetektiv angehalten, weil er ein Originalverpacktes Smartphone in der Tasche hatte. Der Ladendetektiv ging natürlich davon aus, dass der Bruder das Telefon im Laden geklaut hatte und rief die Polizei. Der Bruder behauptete aber, das Telefon habe er gekauft, halt nur noch nicht ausgepackt und die Rechnung befinde sich bei seinem Bruder, also meinem Mandanten. Das Ganze erschien der Polizei nicht so richtig glaubwürdig, weshalb sie das Handy sicherstellten.
Mein Mandant rannte nun zu seiner damaligen Anwältin und wollte das Telefon heraus haben. Er übergab ihr eine Rechnung für ein Smartphone und die Kollegin schickte die Rechnung zur Polizei zum Beweis, dass das Ding bezahlt sei und forderte die Herausgabe. Da die Polizei nun einmal nicht ganz so blöd ist wie mancher denkt, verglich sie natürlich die IMEIs. Und natürlich waren die IMEIS auf der Rechnung und auf dem Handy nicht identisch. Die Polizei verweigerte die Herausgabe. Leider beließ der Mandant es nicht dabei, ließ über die Kollegin irgend etwas über falsche Rechnungserteilung durch den Händler vortragen und reichte eine weitere Rechnung mit nun passender IMEI zur Polizei. Der Polizei kam das Ganze nun etwas merkwürdig vor und forschte ein wenig nach der IMEI des sichergestellten Handys. Und es kam wie es kommen musste, die IMEI passte zu einem Handy, das bei einer Ebay-Betrügerei abhanden gekommen war.
Das Ende vom Lied ist, dass nun auch ein Ermittlungsverfahren gegen meinen Mandanten läuft.
Dieses Verfahren hätte er sich definitiv sparen können.