Andere Gerichte, andere Sitten

Ich verteidige immer wieder gerne an Gerichten, an denen ich noch nie war. Man blickt ein wenig über den Tellerrand, lernt neue Menschen kennen und ist vielleicht dann doch wieder glücklich mit seinem „Haus- und Hofgericht“ zuhause.

Heute habe ich an einem kleineren Amtsgericht in Rheinland-Pfalz in einer BtM-Sache beim Strafrichter verteidigt. Für den Mandanten mit reichlich Vorstrafen war es sogar die Premiere beim Strafrichter. Er fragte mich ganz entsetzt, wo denn die anderen Richter seien…

Die Verhandlung war für mich etwas irritierend. Das Rechtsgespräch kurz (aber lustig und drehte sich auch um Fußball), die Vertreterin der Staatsanwaltschaft wusste nicht was Subutex ist und im Anschluss wollte auch nur ich mit meinem Mandanten das Ergebnis besprechen, die Mitverteidiger nicht. Ins Protokoll kam nicht so wirklich das, was besprochen wurde und die Mitangeklagten räumten die Taten nicht etwa wie besprochen ein, sondern stritten sie teilweise ab. Deren Verteidiger sagten hierzu nichts und auch mein Mandant und ich fühlten uns nicht mehr an die Absprache gebunden. Das Gericht aber irgendwie schon. Zeugen brauchten wir keine, Anklagepunkte wurden eingestellt und es kam ein mehr als befriedigendes Ergebnis raus. Der Mandant war glücklich.

Mit der StPO hatte das Ganze nur im weitesten Sinne zu tun. Trotzdem waren alle zufrieden. Und der Vorsitzende war herrlich sympathisch und direkt. Im telefonischen Vorgespräch begrüßte er mich mit „Spreche ich mit dem Meister persönlich?“ und heute auf dem Flur kam er zielstrebig auf mich zu und fragte, ob ich „der Saarländer“ sei.

Herrlich, gerne wieder.

 

Leider hatte ich vergessen zu fragen, wo eigentlich Zeugen sitzen sollten, wenn man denn welche bräuchte. Denn die beiden Verteidiger- und Angeklagtentische standen genau gegenüber der Richterbank. Weder ein Stuhl noch ein Tisch für Zeugen.

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