Im Saarland gibt es im Gegensatz zu anderen Bundesländern, keine „Pflichtverteidigerliste“, also keine Liste mit Rechtsanwälten, die für Pflichtverteidigungen bereitstehen, und die dann reihum abgearbeitet wird, wenn das Gericht einem Angeklagten einen Anwalt beiordnen muss. Das ist dann der Fall, wenn der Angeklagte sich trotz Aufforderung nicht selbst einen Verteidiger sucht. Denn grundsätzlich hat jeder Angeklagte zunächst das Recht, seinen (Pflicht-) Verteidiger frei zu wählen.
Zwar gibt es eine solche Liste, die Anwaltskammer hat sie einmal zusammengestellt, allerdings ist diese natürlich nicht bindend.
Die saarländischen Strafrichter bestimmen also nach eigenem Ermessen, wer beigeordnet wird. Oft sind das dann Studienfreunde, oder Rechtsanwälte, die keinen Ärger machen. Aber in der Regel immer die selben Anwälte, die mit Pflichtverteidigungen „versorgt“ werden.
Mittlerweile kommt es mir aber so vor, dass zunehmend auch andere Anwälte mit Beiordnungen bedacht werden und nicht nur die üblichen „Urteilsbegleiter“. Meiner Meinung nach hat das auch damit etwas zu tun, dass mehr junge Richter nachrücken.
Und so kommt es, dass auch ich alle Schaltjahre einem mir bis dato unbekannten Mandanten beigeordnet werde. So auch letzte Woche von einer neuen, mir bis dato völlig unbekannten Richterin. Allerdings kam mir der Name des Mandanten irgendwie bekannt vor. Und der eines der Zeugen auch. Nach einem kurzen Blick ins Kanzleiprogramm war mir dann klar, dass ich den Neumandanten in der Tat kannte. Und den Zeugen auch. Ich hatte nämlich vor ca. 2 Jahren für den Mandanten einen Gewaltschutzantrag gegen den Vermieter fertig gemacht, aber nie raus geschickt, da der Mandant nie die PKH-Unterlagen vorbei gebracht hat und nicht mehr erreichbar war.
Zufälle gibt´s…die Welt ist klein und das Saarland noch kleiner…
Das ist nicht nur im Saarland so. Ich stehe in Bielefeld seit geschlagenen zehn Jahren auf dieser Liste und musste auch schon einmal in der Zeitung lesen, dass eine Verhandlung vertagt wurde, weil der Richter den Pflichtverteidiger aus der Nachbarstadt Halle, den er für den Angeklagten ausgesucht hatte, nicht telefonisch erreichen konnte.